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26/09/2008 - Wenn der Finanzplatz Trauer trägt (n° 714)

Tiefe Enttäuschung und Trauer bei allen Freunden unseres schönen Finanzplatzes löste am letzten Freitag das Verbot nackten Leerhandels durch die Bankenaufsicht CSSF aus.

In einer kurzen Erklärung von Luc Bieders Commission de surveillance du secteur financier hieß es, dass ab sofort Naked short sales mit den Aktien von börsennotierten Banken und Versicherungen untersagt seien. Naked short sales sind lustige Wetten der einen Banken, dass sich die anderen Banken demnächst den Hals brechen. Statt Wertpapiere einer Bank zuerst zu kaufen und dann weiterzuverkaufen, verkauft man die Papiere zuerst teuer, bevor man sie hat und versucht dann, sie billig zu kaufen. Die Differenz ist Profit, und der ist um so größer, je weniger die Bank wert wird, deren Papiere man kaufen muss. Damit der Kurs einer Bank möglichst tief fällt, ist es ratsam, E-Mails mit Panikgerüchten zu verschicken, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stehe. Dann gibt es ihre Papiere zum Schleuderpreis.

Verrat am nackten Leerhandel

Weil irgendwelche Hasenfüße in London und New York nun diesen Spaß verboten haben, bloß weil die größten Banken der Wall Street wie Kartenhäuser zusammenkippen, verkündeten auch die Feiglinge der Luxemburger Bankenaufsicht gleich: “Compte tenu de l'actuelle situation des marchés, la Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF) considère que les ventes à découvert sans couverture ("Naked short sales") sont incompatibles avec les exigences réglementaires en matière de règles de conduite sur le marché, notamment lorsque le but de ces ventes consiste à distordre ou à manipuler le marché.“ Und als ob das nicht genügte, heißt es auch noch: „La CSSF rappelle par ailleurs que la propagation de fausses rumeurs et la diffusion d'informations mensongères constituent des abus de marché“.

Innovative Finanzprodukte

Dabei werben fleißige Lobbys wie Luxembourg for finance und die Bankiersvereinigung ABBL in der ganzen Welt dafür, dass der Luxemburger Finanzplatz immer ein großes Herz hat für innovative Finanzprodukte, zu denen selbstverständlich auch der nackte Leerhandel gehört. Hätte es den mutigen Bankern am Boulevard Royal nicht besser zu Gesicht gestanden, gerade dann dem nackten Leerhandel ein Heim zu bieten, wenn er an den anderen Finanzplätzen untersagt wird, so wie es in den goldenen Zeiten des Finanzplatzes Usus war?

Der Finanzplatz verdankt seinen Erfolg „seinem Engagement für Innovation“, tönt Luxembourg for finance, und „seiner flexiblen und anpassungsfähigen Gesetzgebung“. Doch in Wirklichkeit macht nun eine diktatorische Gesetzgebung innovative Finanzprodukte, wie den nackten Leerhandel, kaputt, statt die Chance der Globalisierung zu nutzen, der Marktwirtschaft ihren freien Lauf zu lassen und an der heilsamen Marktbereinigung zu verdienen, die ein internationaler Bankenkrach nun einmal ist.

Dexia und Fortis haben sich verspekuliert

Dabei braucht man gar nicht bis nach Amerika zu gehen. Denn die Dexia-Aktien haben seit Anfang letzten Jahres mehr als die Hälfte ihres Werts verloren, die Aktien von Fortis sogar zwei Drittel ihres Wertes. Die Dexia-Gruppe (Banque internationale) teilte letzte Woche mit, dass sie alleine durch den Konkurs der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers 350 Millionen Euro oder 14 Milliarden alter Franken zu verlieren droht. Fortis/Banque libérale, die sich verspekuliert und dann selbst Gerüchte verbreitet, um ihre Aktionäre in Panik zu versetzen, meldete letzte Woche hilflos: „Fortis notes that speculation regarding its share price is being exacerbated by emails spreading misinformation regarding a possible imminent rights issue. Fortis categorically denies this rumour.“

Die anderen Banken in Luxemburg zählen offenbar noch ihre Schuldscheine der angeblich erstklassigen Wall-Street-Banken.

KROP DER EN ABO, SOSS KROOPT DÉCH DEN ABBÉ

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