03/10/2008 - Dee leschte Beschass 715 (n° 715)
Luc Bieder,
CSFaul-Tresorminister, sagte den Mitgliedern der parlamentarischen Wirtschafts- und Finanzkommission am Montag bei der Unterredung über den Rettungsplan für die Fortis kein Sterbenswörtchen darüber, dass er sich anschickte in der darauf folgenden Nacht einen ähnlichen Deal mit Belgiern und Franzosen zur Rettung der Dexia auszuhandeln, bei dem Luxemburg mit 20 Prozent ins Dexia-BIL-Kapital einstieg. Besonders sachkundige Deputierte wie Henri Koks (Grünkernpartei) plapperten hinterher vor der Fernsehkamera die Bankierspropaganda nach, wonach die Dexia „eng ganz aner Geschicht“ sei als die Fortis. Luc Bieder seinerseits ermahnte danach die Banker, sie möchten künftig nur mehr „konservative Geschäfte“ abwickeln. Doch wird Luxemburg das letzte Land sein, einer europäischen Bankenaufsicht das Wort zu reden, wie sie dem französischen Präsidenten Nicolas Sarcophage vorschwebt. Schließlich wäre das ganze schöne Fondsgeschäft des Bankenplatzes ohne Casino-Kapitalismus und Deregulierung der Finanzmärkte nicht möglich.
Pol Schelminger,
blauer Würgermeister der Hauptstadt, erlebte den drohenden Zusammenbruch der einstigen Banque libérale als Zitterpartie. Denn die Gemeinde Luxemburg hat seit jeher in weiser Voraussicht den größten Teil ihrer Guthaben bei Fortis angelegt und war erleichtert, als das Rettungspaket der Regierung geschnürt war. Im Gegensatz zu Schelminger brauchte sich Lydia Tutsch, die Würgermeisterin der Minettemetropole, derlei Sorgen nicht zu machen. Denn Esch/Alzette hat nur Schulden.
Bardolina della Castretta,
Lasep-Gesundheits- und Sozialminister, plant einen Umzug von Düdelingen nach Belair. Der im Süden gewählte Politstar könnte damit für die nächsten Gemeindewahlen in Luxemburg im Jahre 2010 aufgestellt werden, um der leicht schwindsüchtigen und heillos zerstrittenen Lasep-Truppe in der Hauptstadt auf die Sprünge zu helfen. Das hat sie auch nötig.
Robert Bigudi,
Oberwürgermeister von Leudelingen (auch Roemänien genannt), soll bei den Parlamentwahlen 2009 für die DP mit dem grünen Punkt im Nordbezirk kandidieren. Das ist aber streng geheim und der Nordbezirk weiß noch nichts davon. Charel Göre und seine Mannen sollen sich also warm anziehen.
Drëppe Jemp,
erkrankter ARD-Abgestorbener, der sich seit einem Jahr nicht mehr auf dem Unkrautmarkt blicken lässt, aber weiter Diäten kassiert und damit seine Saubermännerpartei in Verlegenheit bringt, wurde jetzt wieder reaktiviert. Zumindest auf dem Papier, denn das ARD-Sekretariat schrieb ihm eine unverfängliche parlamentarische Anfrage über den Bau von Schwimmbädern im Nordbezirk, um zu zeigen, dass er noch wackelt. Die auf drei Abgestorbene geschrumpfte Kukidentpartei leidet sehr unter dem Vorwurf, ihre Mandatäre seien nicht weniger geldgierig als die von ihr in Bausch und Bogen verdammten „etablierten Parteien“.
Fernand Wullmaus,
Direktor des soziokulturellen Grunzfunks, feierte den 15. Geburtstag seines Senders mit großem Pomp und einer kakademischen Sitzung. Doch die freien Mitarbeiter des 100,7 haben nichts von der ganzen Pracht und Üppigkeit. Sie verdienen heute weniger als noch vor 15 Jahren, wo eine Korrespondenz mit 3.000 alten Franken entlohnt wurde. Heute sind es gerade mal 70 Neuro, und es gab auch nie einen Inflationsausgleich. Aber als Bezieher eines ansehnlichen Direktorengehalts steht der ehemalige Trotzkist Wullmaus über solchen Dingen.