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03/12/2007 - Bombenleger: Schadensbegrenzung angesagt (n° 677)

 

Wirklich überraschend war es nicht, als Justiz- und Polizeiminister Luc Bieder (CSFaul) am Montag die beiden in der Bombenlegeraffäre beschuldigten ehemaligen Mitglieder der Brigade mobile (BM) vorübergehend vom Dienst enthob. Dass Polizeidirektor Pierre Heiland, der in einer internen Verlautbarung seinen beiden Untergebenen und Kollegen aus der gemeinsamen Zeit in der Sturmtruppe einen Persilschein ausgestellt hatte, mit einem blauen Auge davonkam, ist ebenso wenig eine Überraschung. Här ass Här, a Max ass Max.

 

Etwas musste geschehen

 

Luc Bieder tat so, als habe er sich die Sache mit der Suspendierung der Polizeibeamten und mit dem schriftlichen Tadel des Polizeichefs nicht leicht gemacht. Tatsächlich blieb ihm keine andere Wahl. Er musste irgendetwas unternehmen, und er zeigte sich wie so oft als furchtsam und zögerlich. Die Dienstenthebung von Beamten in einer derart schwerwiegenden Affäre war überfällig, denn das Dossier der Untersuchungsrichterin scheint wasserdicht zu sein.

Schließlich fackelte die Regierung vor fünf Jahren auch nicht, um einen Bibliothekar wegen nichtiger Gründe zu suspendieren – der Mann bekam letzte Woche vor dem Verwaltungsgericht Recht wegen dieser Willkürmaßnahme.

 

Bieder im Regen, Bokassa unterm Küchentisch

 

Der Verweis und die Standpauke, die Polizeichef Pierre Heiland erhielt, weil er die Beschuldigungen gegen seine Beamten als „unhaltbar“ bezeichnet hatte, sind eine milde Strafe. Der Polizeichef kann sich diese „réprimande“ einrahmen und übers Bett hängen – so harmlos und ohne Konsequenzen ist sie für ihn. Denn immerhin hatte er mit seiner Äußerung die Glaubwürdigkeit nicht nur der Justiz, sondern auch seiner eigenen Beamten von der Kriminalpolizei untergraben, die schließlich in der Bombenlegeraffäre ermitteln. Mit seiner einseitigen Verlautbarung habe der Polizeichef den Verdacht auf sich gelenkt, unkte Felix Katz (Grünkernpartei).

Vielleicht muss sich Heiland noch von der Justiz einige Fragen über seine Zeit als Kommandant der BM stellen lassen, deren Mitglieder ihre Feierabende mit Attentaten ausgefüllt haben sollen.

Und so mancher einfache Polizist hatte sich vergangene Woche gefragt, was wohl in den Polizeidirektor gefahren war, dass er zugunsten von mutmaßlichen Bombenlegern intervenierte, während er dies bei geringfügigeren Disziplinaraffären oder Strafsachen in anderen Fällen nie zu tun pflegte.

Inzwischen kamen auch von der anfangs empörten Polizeigewerkschaft etwas leisere Töne.

Was Luc Bieder betrifft, so musste er ganz allein die Kastanien aus dem Feuer holen. Sein oberster Dienstchef Bokassa ließ ihn kaltblütig im Regen stehen und verkroch sich dahin, wo er sich immer aufzuhalten pflegt, wenn es kriselt: unter den Küchentisch.

 

Bavure politique

 

Keine „bavure policière“, sondern vielmehr eine „bavure politique“ erlaubte sich vergangene Woche Patrick Digestif (CSFaul), der Vorsitzende des parlamentarischen Rechtsausschusses.

Vor diesen war Justizminister Luc Bieder in der Bombenlegeraffäre geladen worden, wo er nach den Erklärungen von Polizeigeneraldirektor Pierre Heiland ziemlich herum eierte. Bieder wollte sich partout nicht entscheiden, irgendwelche disziplinarischen Maßnahmen gegen die zwei beschuldigten Chefkommissare zu ergreifen, geschweige denn gegen den Polizeigeneraldirektor, der sich demonstrativ vor sie gestellt hatte. Da er abwarten wollte, bis Bokassa aus China zurück war, redete er sich mit der angeblich komplizierten Disziplinarprozedur des Staatsbeamtenstatuts heraus. So gewann er etwas Zeit.

Das veranlasste den Ausschussvorsitzenden Patrick Digestif dazu, vor der Presse in die gleiche Kerbe zu hauen und die Aussagen des Polizeichefs zu verniedlichen. Normalerweise, so Digestif, sähe man es ja gerne, wenn die Polizei schieße, aber im vorliegenden Fall habe Heiland zu schnell geschossen.

Indem er so sprach, verriet Digestif seine geheimsten Gedanken. Wünscht er sich tatsächlich Polizisten, die den Revolver so locker sitzen haben, dass sie bei jeder Gelegenheit wild herumballern?

 

Kabarettreife Einlage

 

Der DP-Volksverdreher Alexandre Pieps hätte Anwalt werden sollen, nicht Arzt. In der Sendung Background von RTHell hatte der Sohn des unvergessenen Semil Pieps am Samstag einen kabarettreifen Auftritt. Er ging scharf ins Gericht mit Staatsanwalt Roby Biber und störte sich an dessen Kommunikationsoffensive in der Bombenlegeraffäre. Auch Wortchen und Pouah24 bekamen Saures, weil sie einmal die Unschuldsvermutung gelten lassen und ein andermal die Namen der Beschuldigten herausposaunten.

Tatsächlich fällt auf, dass der Staatsanwalt, dessen Zugehörigkeit zur CSFaul bekannt ist, auf Interviews in den Blättern des Bistumskonzerns (Wortchen & Pouah24) abonniert war, nachdem er sich bereits auf seiner spektakulären Pressekonferenz ziemlich weit vorgewagt hatte. Auch hatte man den Eindruck, die Bistumspresse sei in ihrer Berichterstattung hauptsächlich um Schadensbegrenzung bemüht. Die terroristischen Anschläge der 80er Jahre wurden als Hobbys von Idealisten klein geredet, und das Funktionieren des Rechtsstaates allzu stark in einer Affäre betont, in der immerhin krasse Fehlermittlungen zur Verschleppung führten.

Doch wie immer der Staatsanwalt reagiert, er befindet sich in einer Lage, in der man weder das Falsche noch das Richtige tun kann. Hält er sich bedeckt, wirft man der Justiz vor, alles unter den Tisch zu kehren. Redet er, so spricht man von der Verletzung des Untersuchungsgeheimnisses.

Immerhin sind die Personen, die heute in der Bombenlegeraffäre ermitteln, nicht dieselben, die für die Pannen der Vergangenheit verantwortlich sind. In diesem Zusammenhang müsste eigentlich auch gegen jene Leute ermittelt werden, die falsche Fährten legten und die Aufklärung behinderten. Immerhin hat der Geheimdienst nach Aussagen Bibers im Auftrag der Gendarmerie ermittelt, und diese enthielt der Justiz Informationen vor.

 

Zahme Opposition

 

Außer der Kukidentpartei ARD wollten die im Parlament vertretenen Parteien die Regierung nicht allzu sehr in Bedrängnis bringen in der Bombenlegeraffäre. Die CSFaul wollte ihren Justizminister schonen. Sie hat auch kein Interesse daran, dass an die politische Verantwortung und Untätigkeit der damaligen Regierung und ihres Justiz- und Polizeiministers Marc Backfisch (heute Ombudsmann) erinnert wird.

Als Präsident des Rechtsausschusses war sich Patrick Digestif nicht zu schade, einem Ausschuss vorzusitzen, der die Vorladung seines eigenen Vaters Jacques Digestif vor die Geheimdienstkommission beschloss, weil der Ehrenstaatsminister als oberster Dienstherr des Spitzeldienstes so Manches aus dem Nähkästchen plaudern könnte.

Die Grünkernpartei, die auf einer Anhörung des alten Digestif bestand, gab sich mit der Verschickung des Problems auf die Geheimdienstkommission zufrieden, wohl wissend, dass dort alles im Dunkeln gemunkelt wird und deren Mitglieder unter Strafandrohung verpflichtet sind alles für sich zu behalten.

Auch kann die CSFaul sich glücklich schätzen, einen so loyalen Koalitionspartner wie die Lasep zu haben. Deren Präsident Axel Schnoddry blockte die Anhörung Digestifs vor der juristischen Kommission gleich mit verfassungsrechtlichen Bedenken ab, so dass kein Mensch jemals erfahren wird, ob der Ehrenstaatsminister etwas von den Vertuschungsmanövern in Gendarmerie und Spitzeldienst weiß.

Und während die DP auf fahrende Züge sprang, darf sich die ARD glücklich schätzen, solange sie nicht einzig auf Nullen wie Robert Mehlsau und Roy Unding angewiesen ist. Als einziger Politiker hatte Gast J’y-peux-rien den richtigen politischen Instinkt, als er die Aussagen von Pierre Heiland als „unzulässige Einmischung in ein laufendes Verfahren“ kritisierte.

 

Wer hat die dicksten Titten? Alvin oder Leo?

 

Im Konkurrenzkampf, den sich die Herausgeber der Gratisblätter L’esstomber (Editkrätz) und Pouah24 (Sankt-Phallus) um die Gunst von Werbekunden liefern, glaubte der Bistumskonzern beim Start seines Blattes am Dienstag der Vorwoche den richtigen Riecher zu haben, als er mit dem Staatsanwalt statt mit einem vollbusigen Model aufmachte. Doch ob eine 22 Jahre alte, hausgemachte Bombenlegerstory das Zielpublikum der ausländischen Pendler tatsächlich vom Hocker haut, ist eine andere Frage.

Abgesehen von den beiden ersten Tagen zeigte sich in den darauf folgenden Ausgaben, dass auch Pouah24 Probleme hat, ausreichend Anzeigenkunden für sein Käseblatt zu interessieren. L’esstomber macht diese Erfahrung seit zwei Monaten und schaltet hauptsächlich hausinterne Werbung, die keinen Cent einbringen.

Um alle Zweifel zu zerstreuen, übertrafen sich Editkrätz und Sankt-Phallus in allen ihren Printmedien Erfolgsmeldungen über die Beliebtheit ihrer Gratisblätter zu verbreiten. Der L’Esstomber-Direktor prophezeite gar in der Revue: „Es ist sicher, dass nur einer übrig bleibt. Und das sind wir.“

Zwar ist L’Esstomber die gleiche Scheiße wie Pouah24, doch rechnet man sich als Pluspunkt an, dass man zuerst auf dem Markt war und ein handlicheres Format hat als Pouah24.

Mit dem Bombenleger werden die Abbés die Konkurrenz aus der Kanalstraße jedenfalls nicht austricksen. Da muss Zecherleo sich schon überwinden und im People-Teil endlich die Hüllen fallen lassen. Denn die Leser interessiert, wer die dicksten Titten hat. Alvin oder Leo?

 

Ballets "roses" à la luxembourgeoise

 

Am 30. November strahlte RTBF1 in seiner Serie „Dossiers noirs“ zwei Beiträge zu den Themen „Filière boraine (Les tueurs du Brabant wallon)“ und „L’affaire des ballets roses“ aus.

Während die erste Sendung dokumentierte, wie Polizei und Justiz die Ermittlungen zur mörderischen Anschlagsserie in belgischen Supermärkten und Tankstellen vor ebenfalls genau 22 Jahren behinderten, ging der zweite Beitrag auf die falschen Gerüchte um die Beteiligung hoher Persönlichkeiten Belgiens an pädophilen Orgien ein. Dabei zeigte sich, dass die besagten Gerüchte um „parties fines“ auf Falschaussagen eines verrückten Psychiaters beruhten.

Ein bisschen sind die belgischen „ballets roses“ vergleichbar mit der Legende von einer Verwicklung der hiesigen „jeunesse dorée“ und von Prinz Jean in die Bombenlegeraffäre. Auch hier war ein Teil der veröffentlichten Meinung den Aussagen eines „anonymen“ RTHell-Zeugen aufgesessen. Handelte es sich um einen „agent provocateur“ oder war der Mann – ein LCGebéckt-Mitglied – nur ein bisschen plemplem?

 

Thronverzicht nur wegen Mesalliance

 

Über den Thronverzicht von Prinz Jean am 27. September 1987 wurde seitdem viel spekuliert. Weil der Hof dafür keine glaubwürdigen Gründe anführte, kam es zur Legende über den fürstlichen Bombenleger.

Seinerzeit begründete der Prinz seine Entscheidung mit dem Wunsch einem Beruf in der „internationalen Geschäftswelt“ nachzugehen und sich im Ausland niederzulassen. Das war nur ein Teil der Wahrheit.

Wie DNF Nr. 581 berichtete, fiel der Prinz in Wirklichkeit als „schwarzes Schaf der Familie“ in Ungnade bei Hofe, weil er eine Missheirat beging, als er seinerzeit eine Bürgerliche ehelichte. Das französische Boulevardblatt F. D. vom 8. Juni 1987 wusste folgendes: „Le Prince Jean de Luxembourg renonce au trône pour épouser Hélène [Vestur], la fille de petits commerçants français.“ Der Prinz hatte die Tochter eines Holzhändlers bei einem Schulfest kennengelernt, und es war Liebe auf den ersten Blick: „Un slow, un tango, une valse, et les deux jeunes gens ont vite compris qu’ils ne pourraient plus se passer l’un de l’autre“, schwärmte das Blatt, das Prinz Jean witzigerweise als „prince du Liechtenstein“ titulierte und in seinem Bericht über die Hochzeitsfeier hinzufügte: „Quant aux autres membres de sa famille, sans doute quelque peu choqués par cette mésalliance, ils ont délégué pour les représenter l’autre sœur de Jean, Marie-Astrid, la femme d’un archiduc d’Autriche.“

Wem das als Erklärung für den Verzicht auf etwaige Thronfolgerechte nicht ausreicht, der möge sich daran erinnern, dass auch Prinz Louis auf seine Rechte und Titel verzichtete, als er die Soldatin Altessy heiratete. Denn deren Kinder werden im Hause Nassau als Bastarde angesehen und dürfen niemals auf den Thron.

KROP DER EN ABO, SOSS KROOPT DÉCH DEN ABBÉ

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