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04/06/2002 - Der Streit im Hause Nassau (n° 419)

Großherzogin von böser Schwiegermutter gemobbt

Maria Temesta schüttete ihr Herz vor Chefredakteuren der Doofpresse aus

Am Montag bestellte Großherzogin Maria Temesta die Chefredakteure der Doofpresse zu einer „vertraulichen Unterredung“ ins Palais, um mit ihnen offen über den seit Jahr und Tag schwelenden, schlimmen Familienstreit im Hause Nassau zu plaudern. Dabei drückte die Großherzogin, die offenbar zu diesem Zeitpunkt bereits von einem bevorstehenden Hofbericht in der Regenbogenpresse wusste, prophylaktisch auf die Tränendrüse. Sie sparte nicht mit Vorwürfen an die Adresse ihrer Schwiegermutter Finny Schalott. Die Vertreter der Doofpresse sollten wissen, aber nicht berichten. Wieder hielten sie dicht.

Montag, 10. Juni 2002 – 15.00 Uhr, Palais Luxemburg, 2. Stockwerk, güldenes Zimmer: Zu Beginn der anderthalbstündigen großherzoglichen Privatshow, über die der Service Information et Presse der Regierung erst in letzter Minute unterrichtet wurde, machte Großherzog Lannenhari einen kurzen \"acte de présence\" und erklärte, er stehe voll hinter seiner Frau, um dann diskret den Raum zu verlassen. So konnte die Großherzogin ihr Anliegen in alleiniger Gesellschaft ihrer blassen Pressesprecherin Lisy Häschen vor den Chefredakteuren vorbringen.

Im Verlauf des Gesprächs klärte Maria Temesta ihre Hofberichterstatter darüber auf, dass sie die Gerüchte und böswilligen Presseberichte über ihre Ehe und die Probleme bei Hofe leid sei. Sie spielte damit u.a. auf die jüngsten Berichte in der deutschen Klatschillustrierten \"Das Neue Blatt\" an, das in großer Aufmachung von einer angeblichen Liaison zwischen dem Großherzog und der Außenministerin berichtet hatte, was gleich von den Betroffenen dementiert worden war (DNF berichtete). Auch Den neie Feierkrop, der 1998 in einer witzigen Persiflage der BILD-Zeitung unter dem Titel „Erbgroßherzogin durchgedreht – Bürgermeisterin geohrfeigt“ eine treffliche Satire veröffentlicht hatte, kam zu Ehren: Ob man sich ernsthaft vorstellen könne, dass sie, Maria Temesta, der damaligen Bürgermeisterin eine Backpfeife verpasst habe, fragte die Landesfürstin aufgebracht.

Die Großherzogin brach sogar in Tränen aus und machte ihre Schwiegermutter für einzelne Gerüchte, aber auch für kritische Presseberichte verantwortlich, die alle gegen sie persönlich gerichtet seien. Seit 1988 versuche ihre Vorgängerin Finny Schalott sie und Lannenhari zu entzweien. Das wisse sie von gemeinsamen Freundinnen.

 \"La petite cubaine\"

Auf die schüchterne Frage eines der anwesenden Chefredakteure, weshalb denn der Großherzog nicht versuche, vermittelnd auf seine Mutter einzureden, sagte die Großherzogin ohne Umschweife, die alte Großherzogin habe ihre Kinder nie richtig gekannt. Sie visierte damit die Tatsache, dass die Prinzenkinder aus der Generation des jetzigen Großherzogs noch alle von Kindermädchen erzogen wurden und sich deshalb keine Mutter-Kind-Beziehung einstellen konnte. Von daher sei also keine Einwirkung auf die alte Großherzogin möglich, die offensichtlich von ihrem Alterssitz in Fischbach aus munter gegen ihre Schwiegertochter intrigiert. Zu erfahren war auch, dass Finny Schalott, Tochter des nach dem 2. Weltkrieg unrühmlich vom Thron geschassten Legobold III., die sich gerne als \"fille de Roi\" bezeichnet, ihre Schwiegertochter abschätzig als \"la petite cubaine\" tituliert. Eine Anspielung auf die bürgerliche Herkunft Maria Temestas, deren Vorfahren nicht die Chance hatten, Reichtümer im Kongo zu raffen.

Dass es bei Hofe seit Jahren zwei Clans gibt, ist nicht neu. DNF berichtete mehrfach über die Rivalitäten zwischen Altgroßherzogs und dem seinerzeitigen Thronfolgerpaar. Finny Schalott hat gegenüber Maria Temesta nie ein Geheimnis  daraus gemacht, dass sie ihren Lieblingssohn Prinz Guignol und Prinzessin Debilla lieber auf dem Thron gesehen hätte. Eine Rolle bei diesen Intrigen scheint auch Lannenharis Bruder Jean zu spielen, der 1987 aus unerfindlichen Gründen auf seine Thronfolgerechte verzichtete.

Intrigen und schlechte Berater

Hinzu kommt, dass Großherzogin Maria Temesta sich wegen ihrer aufbrausenden Art sehr unbeliebt beim Hofpersonal gemacht hat, was ihr viele Feindschaften im Kreise der Hofschranzen einbrachte.

Neu ist freilich, dass nun diese altbekannten Rivalitäten plötzlich in einem \"off the records\" stattgefundenen Briefing für die Doofpresse von der Großherzogin selbst bestätigt werden.

Das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhältnisse bei Hofe, wo offenbar alles außer Kontrolle geraten ist. Der (inzwischen verabschiedete) Hofmarschall Henri Kahlborn und die Regierung scheinen längst keinen Einfluss mehr auf die Etikette zu haben. Schlimmer noch: Der Großherzog hat (im übertragenen Sinn) vor seiner Frau abgedankt und lässt sie gewähren. Verheerend ist dabei, dass die Großherzogin keine glückliche Hand bei der Wahl ihrer Berater gezeigt hat. So schwärmte sie bei dem Gespräch am Montag regelrecht von Stéphane Berne, einem royalistischen Pariser TV-Sternchen, der sie bei den Kontakten mit der ausländischen Regenbogenpresse berät. Der Auftritt der Großherzogin am Montag sollte wohl vorbeugend wirken, denn sie sagte, die Pressevertreter wüssten ja dann Bescheid, wenn „demnächst“ irgendwelche Berichte zu lesen seien. Stéphane Berne scheint da etwas vorzubereiten.

Berne ist aber nur ein Boulevardjournalist mit mondänen Manieren, der nicht richtig tickt. Er ist gewiss kein Berater von politischem Format, was einiges über das Niveau bei Hofe aussagt. Dort bräuchte man Leute, die den Großherzog nicht dauernd anlügen und ihm schmeicheln, sondern ihm dabei helfen, die von ihm gewünschte Legitimität einer so anachronistischen Einrichtung wie der Monarchie zu festigen. Ob dabei Hofmarschall Kahlborns designierter Nachfolger, der als Possenreißer bekannte ehemalige Nato-Botschafter Jean-Jacques Fasel helfen kann, muss sich erst noch zeigen.

Regierung ratlos

Seit dem denkwürdigen Auftritt der Großherzogin am Montag herrscht in Regierungs- und Doofpresse-Kreisen Ratlosigkeit. Denn dort weiß man, dass es nicht um einen x-beliebigen Haushalt geht, in dem Aschenputtels giftige Schwiegermutter alles unternimmt, um die Ehe ihres Sohnes zu zerrütten. Immerhin ist Großherzog Lannenhari nebenbei auch eine in der Verfassung verankerte Institution. Er ist der Staatschef und Repräsentant des Landes Luxemburg, und es ist schon erstaunlich, dass er tatenlos zusieht, wie seine Frau ihre \"états d\'âme\" quasi öffentlich preisgibt. Da wird sich die berechnende Schwiegermutter ins Fäustchen lachen.

Die unkontrollierbare Eigendynamik, die sich inzwischen im Hause Luxemburg-Nassau entfaltet hat, könnte gefährlich für den Bestand der Monarchie werden. Schon Marie-Jodelheid musste abdanken, weil sie pfäffisch und deutschfreundlich war. Ihr Großneffe und seine eigentlich sympathische Frau aber sind nur leicht neurotisch und etwas überfordert. Hoffentlich fasst sich unsere allseits beliebte Großherzogin Maria Temesta bald wieder.

Denn wie so ein Familienstreit ausgehen kann, weiß man spätestens seit den bedauerlichen Ereignissen im Königshaus von Nepal. Leidtragende sind immer die Kinder. Sie landen bei der Armee oder werden Amokläufer, so wie dieser Robert Steinhäuser aus Erfurt.

Finny Schalott sollte sich warm anziehen.

(14. Juni 2002)

KROP DER EN ABO, SOSS KROOPT DÉCH DEN ABBÉ

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